Biken in der Geisterbahn- Beleuchtung am Bike.

Es ist jedes Jahr dasselbe! Die Tage werden kürzer und kürzer und schwupps – plötzlich ist es morgens zappenduster und das Licht, das eigentlich schon längst am Bike kleben sollte, hängt immer noch im Fahrradladen. Zugegeben, auch Weihnachten kommt immer ganz plötzlich… Wem will man da verdenken, dass er sich der naiven Hoffnung „Wird schon nix passieren“ trotzdem aufs Rad schwingt. Das geht jedoch nicht immer gut.

schlechte Beleuchtung am Fahrrad
Biken in der Gesiterbahn: Trotz Laternenbeleuchtung und trockenem Asphalt ist vor dem Bike nicht wirklich viel zu sehen- da könnte sich jetzt auch irgendein Hindernis verstecken. Wer so unterwegs ist, handelt nicht nur fahrlässig gegenüber Anderen, sondern liegt auch schnell mal auf der Nase!

Auf Deutschlands Straßen weht ein rauer Wind. Allein im ersten Halbjahr 2016 verunglückten bundesweit mehr als 184000 Menschen, davon 1450 tödlich – das ist die traurige Bilanz des statistischen Bundesamtes. Und wie in der Natur auch gilt hier die zynische Weisheit: Es trifft immer zuerst das schwächste Glied in der Kette. Fußgänger oder Radfahrer schützen weder Knautschzone, Gurt oder Airbag, sie werden bei einem Crash nicht selten von der Straße gefegt -oder schlimmer noch- überrollt. Sich nur darauf zu verlassen, dass die smartphonebedaddelte Verkehrsmeute umsichtig fährt, gleicht einem Himmelfahrtskommando! Aber der Mensch ist ja bekanntlich ein Meister der Verdrängung. So sah ich neulich eine radelnde Mutti am späten Abend auf der Hauptstraße unseres Wohnviertels rumgurken – ohne jegliche Beleuchtung oder Reflektoren, dafür aber schick in Schwarz gekleidet und mit Kind auf dem Gepäckträger! Viele Radler vertrauen offenbar blind darauf, dass sie schon irgendwie bemerkt werden oder ihr Schicksal selbst in der Hand haben. Laut Statistik ist das allerdings blanker Unsinn. Denn ein Großteil der zigtausend Radfahrer, die jedes Jahr aufs Neue schwer oder gar tödlich verunglücken, werden von Autofahrern einfach übersehen- vor allem auf Kreuzungen oder beim Abbiegen. Deshalb sollten wir im eigenen Interesse etwas dafür tun, gesehen zu werden.

Fahrrad Reflektoren
So muß das aussehen: Allein der Blitz der Kamera sorgt hier schon für ordentlich Lametta. Ein solches Rad ist wirklich schwer zu übersehen, solange sich dein Gegenüber nicht die Augen zuhält…

Ohne Frage, die Biker sind ein eitles Volk. Aber auch wenn es nicht gerade geil aussieht: Licht und Reflektoren gehören an jedes Rad, das im Straßenverkehr bewegt wird. Nicht umsonst ist das schon bei der STVZO – Fahrradprüfung in der Grundschule ein großes Thema: Jeweils zwei „Katzenaugen“ müssen in den Laufrädern pappen (alternativ tut es auch ein Reflexstreifen am Reifen), dann kommt noch ein weißer Reflektor vorne ans Bike und ein roter Reflektor nach hinten. Nicht zu vergessen zwei Strahler für jede Pedale! Die Beleuchtung selbst muß nicht mehr zwangsläufig dynamobetrieben sein. Für den Straßenverkehr zugelassene LED –  Batterieleuchten, meist per USB aufladbar, gehören mittlerweile zum Standartsortiment im Bikeshop. Diese sind erkennbar an den drei Schlangen nebst dazugehöriger Prüfziffer.

Fahrrad LED Lampen
Falls Du Zweifel daran hast, ob Dein Licht auch zugelassen ist, schau einfach nach: Schlange und Prüfziffer müssen drauf sein!

Aber aufgepasst: Nur weil ein Licht die STVZO-Zulassung hat, heißt das noch nicht, dass Du damit auch gut unterwegs bist. Gerade die günstigen Leuchten erinnern eher an das Prinzip „candle in the wind“ und dienen allenfalls dazu, im Dämmerlicht nicht aus Versehen umgenietet zu werden. Will man auch im Dunkeln sicher unterwegs sein, sollte man auf Qualität und eine vernünftige Lichtstärke setzen. Leuchten, mit denen man auch bei stockfinsterer Nacht und regennasser Fahrbahn noch erkennen kann wohin die Reise geht, gibt es mittlerweile von diversen Markenherstellern. Diese Scheinwerfer kosten zwar eine Kleinigkeit, bringen Ihren Besitzer dafür aber zielsicher nach Hause und verfügen obendrein über stabile Klemmungen, damit sie nicht unmotiviert vom Rad purzeln.

Schicke Leuchten gibt es zuhauf- Eine Lichtstärke von mindestens 40 Lux ist allerdings nötig, um unversehrt durch die Nacht zu kommen. Besitzt das gute Stück dann noch Lithium – Ionen Akkus, einen USB-Anschluß und eine robuste Klemmung, kann bedenkenlos zugegriffen werden..

Die Frage, ob eher Batterieleuchten oder dynamobetriebene Beleuchtungssysteme zu bevorzugen sind, ist nicht nur eine Frage des persönlichen Geschmacks. Eine fest installierte Lichtanlage mit Dynamo ist weitgehend wartungsfrei, kälteunempfindlich und muß nicht ständig vor Langfingern geschützt werden. Im Gegenzug muss bei Dynamobetrieb etwas stärker gestrampelt werden. Batterieleuchten eignen sich dagegen vor allem für sportliche Radler, die eher sporadisch im Dunkeln unterwegs sind und Wert auf cleane Optik und geringstmöglichen Rollwiderstand legen. Generell haben Batterieleuchten durch die LED- Technik deutlich an Lichtstärke und Laufzeit gewonnen, weshalb sie auch bei Vielfahrern immer beliebter werden.

Bleibt festzuhalten:

Auch wenn es häufig unterschätzt wird: Eine ordentliche Fahrrad-Beleuchtung kann Leben retten, und sollte zur Standardausrüstung jeden Bikers zählen. Auch auffällige und reflektierende Kleidung kann die Lebenserwartung deutlich erhöhen. Und wem das Alles nicht stylish genug ist, sei gesagt: Von der Straße gekratzt zu werden ist auch nicht gerade sexy!

Text und Fotos: Erik Neugebauer